Geschichte des Droryplatzes

Luftaufnahme des Droryplatzes, 1974

Die Geschichte des Droryplatzes

An der Kanner Straße und rund um den Droryplatz trafen und treffen unterschiedliche Einrichtungen öffentlicher Versorgung an einem Standort zusammen: 1878 wurde hier die erste Gasanstalt von Rixdorf erbaut, später das Rixdorfer Gemeindekrankenhaus, die Kinder- und Jugendfürsorge, ein Spielplatz, Kita und Schule sowie heute der Bildungsverbund »Wir amDroryplatz«.

Die Drorystraße ist mit ihren knapp 4o Metern Länge eine der kleinsten Straßen Berlins. Sie führt von der Böhmischen Straße zum Haupteingang der Löwenzahn-Grundschule. Benannt wurde die Straße nach Eduard Drory (1844 -1904), einem Berliner Ingenieur und Unternehmer. Drory wurde im Laufe seiner Karriere Direktor der Imperial-Continental-Gas-Association, einer englischen Gasanstalt. Er unterstützte Rixdorf bei der Errichtung und Inbetriebnahme des privaten Gaswerkes.

Am 1.3.1878 feierte die Pipping’sche Gasanstalt Eröffnung an der Kanner Straße. Dabei lag die Gasversorgung Neuköllns nicht von Anfang an in den Händen der Stadt. Erst im Jahr 1893 gelang es, ein bereits 1878 im Südosten des Stadtgeländes gelegenes privates Gaswerk von der Rixdorfer Gas-Aktien-Gesellschaft käuflich zu erwerben. 1902-1903 wurde das Gaswerk von der Kanner Straße in das neue Werk an der Teupitzer Straße verlegt. Das ältere Werk in der Kanner Straße wurde nur noch als Gasbehälterstation genutzt.

Wenn dieses neue Werk auch klein war – bei Übernahme wurden ca.1 Mio. Kubikmeter Gas erzeugt , so begann damit eine Entwicklung: Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte war die Stadt im Besitz eines der modernsten Gaswerke mit einer Jahresproduktion von ca. 23 Mio. Kubikmeter Gas. Die enorme Bevölkerungszunahme Neuköllns war der Grund für den rapide ansteigenden Bedarf an Gasproduktion.

Am 24.4.1893 eröffnete in der Kanner Straße das Gemeindekrankenhaus Rixdorf. Allein der Backsteinbau des ehemaligen Gemeindekrankenhauses Rixdorf ist erhalten geblieben. Bereits 1902 wurde für den vorgesehenen Krankenhausneubau Rixdorf ein Standort in der Gemarkung Buckow ausgewählt, weit vor dem eigentlichen, bereits dicht bebauten Arbeitervorort gelegen. Der Ortskern von Buckow war nur über Feldwege zu erreichen.

Die Planer hatten bei der Auswahl des Standortes für das Krankenhaus weniger das weitere flächenhafte Ausufern der Stadt im Hinterkopf. Entscheidend war vielmehr das billige Bauland in Buckow. Das heutige vom Rixdorfer Architekten und Stadtbaurat Reinhold Kiehl entworfene Klinikum Neukölln, konnte am 24. Oktober 1909 nach dreijähriger Bauzeit mit zunächst 450 Betten eröffnet werden. 1912 erfolgte die Umbenennung von Krankenhaus Rixdorf in Krankenhaus Neukölln.

1907 Wurde in der Kanner Straße die erste Kindervolksküche Rixdorfs ein gerichtet. Die anfänglich festgesetzte Zahl der täglichen 100 Portionen reichte lange nicht aus, sie musste sofort auf 400 heraufgesetzt werden. Die Inanspruchnahme der Küche stieg derart an, dass sich der Verein (Freiwilliger Erziehungsbeirat für die Jugend in Rixdorf«) genötigt sah, eine zweite Küche einzurichten. Die Zahl der ausgegebenen Portionen: 1907: 11.874; 1908: 72.981; 1909: 70.756; 1910:77.312; 1911: 67.818.

1909 wurde das Gemeindekrankenhaus in der Kanner Straße als Kinderheim genutzt. Idyllisch,inmitten schöner Garten-und Parkanlagen gelegen, präsentierte sich das Kinderheim, in dem die 2. Kindervolksküche und 1910 auch die erste Kinderlesehalle Deutschlands Einzug hielt. In der Kinder Lesehalle bewachte der »Freiwillige Erziehungsbeirat für die Jugend in Rixdorf«, dass die Kinder keine »Schundliteratur« in die Hände bekamen. Hier saßen die Jungen und Mädchen getrennt an den Tischen, nach Altersstufen geordnet. Zur Unterhaltung dienten Brett- und Gesellschaftsspiele, mit denen nur an besonderen Tischen gespielt werden durfte.

1945 bis 1953 erfolgte der Abriss der alten Baracken und Nebengebäude des ehemaligen Gemeindekrankenhauses. 1974 bis 1977 Wurden die Gasbehälter am Standort Droryplatz entfernt. Von den 1980er bis in die 2000er Jahre entwickelte sich der Droryplatz zum Bildungsstandort. 1984 wurde der Neubau der Kita Böhmische Straße 1 gefeiert. In der Verlängerung der Drorystraße wurde zusätzlich ein großzügiger Spielplatz angelegt, welcher im Westen an das neue Kitagrundstück grenzte und im Osten an den verbliebenen Standort der GASAG. 1998 eröffnete die 36.Grundschule, Drorystraße 3; 1999 erfolgten die Einweihung des öffentlichen Spielplatzes auf dem Schulhof und die Gründung des Fördervereins der Schule. 2001 Wurde die Grundschule in Löwenzahn-Grundschule umbenannt.

Seit 2006 ist im Backsteingebäude des ehemaligen Gemeindekrankenhauses Rixdorf die AWO-Kita »Du und lch« untergebracht. Im selben Jahr erhielt der Droryplatz für die dort arbeitenden Streetworker den Kinderpavillion. 2012 gründete sich der Bildungsverbund »Wir am Droryplatz«, bestehend aus: der Löwenzahn-Grundschule mit Hort und AWO-Schulstation, dem Kinderpavillon, der KITA »Böhmische Str. 1« der AWO-KITA »Du und lch«, dem Familienzentrum, den Stadtteilmüttern und dem Quartiersmanagement Richardplatz Süd.

Am 21.5.2016 feierte der Bildungsverbund zum Tag der Städtebauförderung die Erweiterung der Infrastruktur auf dem Droryplatz. Mit einem ersten Spatenstich durch Bezirksbürgermeisterin Dr.Franziska Giffey wurde der Start zum Erweiterungsbau des Pavillons feierlich begangen. Der Bau eines Gemeinschaftsgebäudes wird mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt« finanziert.